Natürlich wurde der Ausnahme-Stellung diese Symbols bei den kuratorischen Überlegungen Rechnung getragen und besonders sorgfältig abgewogen ob das Objekt gezeigt werden soll und kann. Es wurde dann entschieden, an diesem Ort in Athen und für den Kontext dieser Ausstellung das Objekt zu zeigen.

Mit dem Thema Faschismus/totalitäre Ideologien muß sich Österreich zwangsläufig, aufgrund seiner Geschichte auseinandersetzen. Darüber hinaus ist die Auseinandersetzung angezeigt, da die Ausläufer auch heute noch in Alltagsverhalten/Alltagskultur und auch Tagespolitik zu beobachten sind. Auch wenn der historische Faschismus "Geschichte ist", so sind damit noch lange nicht alle tragischen Mechanismen aus der Welt, die vor 3 Generationen in die Katastrophe geführt haben.

Der Impuls diese Arbeit von Christian Eisenberger im Rahmen der Ausstellung "flavors of Austria" im Ausland zu zeigen, entstand zuallererst aufgrund der starken Wirkung die die Arbeit auf mich hatte. Im Zusammendenken der gesamten Ausstellung (auch im Kontext des Ortes: Athen) war schell klar, daß das auch einen heiklen Aspekt hat.

Natürlich kann die Konfrontation mit dem Symbol der Täter (dem Symbol unter dem
die Verbrechen begangen wurden) verstören. Aber so wie es auch schwer vorstellbar ist im Diskurs über Faschismus auf das Wort "NAZI" zu verzichten, oder von Filmen die das Thema behandeln zu verlangen, daß das Hakenkreuz nicht zu sehen ist, denke ich, ist es nicht sinnvoll der Auseinandersetzung auf Ebene der bildenden Kunst dieses visuelle Vokabel zu verweigern.

Für mich illustriert dieses aus Wasserwaagen (viel mehr als nötig wären um es an der Wand auszurichten) zusammengesetzte Objekt einen sich krankhaft verselbständigenden Wunsch nach einer (fatalen Interpretation von) Reinheit/Fehlerlosigkeit/Einfachheit/Ordnung/Klarheit (und somit auch Unangereifbarkeit/Sicherheit). Es ist die Suche nach einer letztgültigen, sicheren und unangreifbaren Position, wie sie totalitäre Ideologien verfolgen. Ein Versuch, der unter anderem ignoriert, daß Gleichgewichte in der realen Welt, in der auch eine Zeitachse existiert, immer dynamisch sind. In einer zunehmend komplexen, vernetzten, in unendlichen Wechselwirkungen undeterminierbaren Welt besteht die Versuchung dadurch verursachten Verunsicherungen mit "PatENDlösungen" (siehe Paul Watzlawick) zu begegnen. Die Suche nach einem scheinbaren "Heil" in "sauberen/klaren/letztgültigen Lösungen" kann in Katastrophen münden. Unter anderem, weil solche Herangehensweisen zu Kompromissunfähigkeit und Inflexibilität führen und nicht in der Lage sind sich selbst zu relativieren.

Auch in einer Ausstellung braucht Kommunikation zumindest einen Sender und einen Empfänger - Gestalter und Publikum. Die Entscheidung dieses Objekt zu inkludieren sehe ich nicht als "letztgültig", sondern scheint mir für den Kontext diese Ausstellungortes (taf in Athen) passend, was sich zumindest soweit bestätigt hat, als uns keine Mißverständnisse bekannt geworden sind - über die gesamte Ausstellungsdauer. Die Frage nach der Inkludierung diese Objekts in die Ausstellung nicht "endgültig für jeden Ort" zu beantworten sondern vom jeweiligen Austellungsort/Kontext abhängig zu machen drängt sich aus obiger Interpretation des Werks beinahe auf.

Unterschiedliche Denkweisen beim Hängen von Kunst, kommen mir bei diesem Objekt in den Sinn. Das eine Extrem wäre der Versuch die Wandfläche penibel mit Hilfe von Messung, Rechnung und Regelwerk "perfekt" aufzuteilen. Der Versuch die ästhetische Wirkung den objektivierbaren Methoden der Mathematik und Geometrie anzuvertrauen und dadurch möglichen Unsischerheiten zu entfliehen. Auf der anderen Seite gibt es auch die Möglichkeit darauf zu vertrauen, daß das Augenmaß auch der Wahrnehmung durch Menschen am besten gerecht wird...