Selbstgestrickte Chromosomen
(Objekte und Performances)
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Unter dem Mikroskop erinnern Chromosomen an die leg-warmers der 80er Jahre die gemeinsam mit Aerobic in Musikvideos der 00er Jahre ein Revival hatten. Vielleicht ist das stricken solcher makroskopischer Chromosomen ja eine geeignete Einstimmung auf vor uns liegende Entwicklungen der Biotechnologie.

Freeman Dyson answered to the Edge-Question 2006 (www.edge.org):
"Biotechnology will be domesticated in the next fifty years as thoroughly as computer technology was in the last fifty years. This means cheap and user-friendly tools and do-it-yourself kits, for gardeners to design their own roses and orchids, and for animal-breeders to design their own lizards and snakes. A new art-form as creative as painting or cinema. It means biotech games for children down to kindergarten age, like computer-games but played with real eggs and seeds instead of with images on a screen. Kids will grow up with an intimate feeling for the organisms that they create. It means an explosion of biodiversity as new ecologies are designed to fit into millions of local niches all over the world. Urban and rural landscapes will become more varied and more fertile."

Wenn eine neue Technologie entwickelt wird, beginnt sie meist als von Spezialisten betriebene Disziplin, die vieles erfordert was zu dem Zeitpunkt noch nicht allgemein zugänglich ist (Fachwissen, das nur wenigen Wissenschaftlern zugänglich ist /Labors, Apparate, Rohstoffe die neu, und deshalb nur in geringen Mengen und vorhanden und somit teuer sind / ...).

Viele Technologien werden allerdings mit der Zeit von immer mehr Menschen und nicht nur beruflich sonder auch als Hobby betrieben, wenn das Fachwissen diffundiert und die notwendigen Ressourcen durch Massenproduktion billig verfügbar werden.

Beispiele:

*) Elektronik, vor hundert Jahren noch aufwändige Großtechnologie, hat hauptsächlich in den letzten 50 Jahren als Betätigungsfeld (Reparatur, Steuertechnik...) für Einzel- und Klein-Unternehmer als auch als Hobby (Radio-Bastler, Amateurfunker, HiFi-Enthusiasten,...) Einzug in unseren Alltag gefunden. Der Bedarf ermöglicht sogar eine profitable Elektronik-Bastel-Supermarktkette wie Conrad.

*) Computer, die in Filmen der 50er, 60er, und 70er noch (teilweise) als allwissende Elektronengehirne von oft eigenartigen Männern in weissen Mänteln betreut werden, sind heute Alltagsgegenstand und werden bereits im Schulalter zerlegt, aufgerüstet, umgebaut, programmiert, ...

*) Die Technologie der Mechanik, die ihre Anfänge in den Grossmaschinen der industriellen Revolution hatte ist heute Hobby "des kleinen Mannes". Autos und Fahrzeuge dienen manchen Menschen als Ausdruck ihrer Individualität und werden entsprechend personalisiert, auffrisiert, umgebaut. In vielen Garagen findet man Mechanikerwerkzeug, Schweissgeräte, manchmal auch Hebebühnen.

Wie also wird sich die Biotechnologie entwickeln? Werden wir bald die ersten Garagen-Biotech-Firmen ums Eck, neben der Buchhandlung erleben? Wir das Wort Bioladen dann eine Zweideutigkeit entwickeln? Genetik-Kits zur Verwendung in der Schule sind bereits am Markt...

Und wie kann man in einem genetisch-deterministischen Weltbild stolz auf eigene Leistungen sein, wenn man die Gene nicht selbst gestrickt hat?